QING

von Simon WACHSMUTH in Zusammenarbeit mit Loulou OMER

Qing © Simon Wachsmuth

© Simon Wachsmuth

 
  • Qing / Videoinstallation / 2-Kanal-Videoprojektion, HD | 22:30 min. | 2016
    Arbeiten in verschiedenen Solo- und Kollektivausstellungen in Europa, China, Indien etc. >> Termine

Statement

Wie kann man Geschichte mit künstlerischen Mitteln darstellen? Welche Möglichkeiten gibt es, aktuelle Bezüge zu vergangenen Ereignissen herzustellen und wie kann die Interaktion mit materiellen Objekten zu einem solchen Prozess beitragen? Welche Art von "Leibgepäck" nimmt eine Tänzerin mit, wenn sie ins Exil gezwungen wird? Das sind einige der Fragen, die Simon Wachsmuth in seiner Videoinstallation „Qing“ beantwortet.

Seine famille ist eng mit der Tanzavantgarde des frühen 20. Jahrhunderts verbunden. Der Künstler ist nicht nur der Enkel der Wiener Tänzerin Gertie Tenger. Auch Dita, ihre Großtante sowie ihr in Deutschland geborener Großvater Werner Wachsmuth und ihre Schwester Ellinor Tordis waren moderne Tänzer. Mit dem Aufkommen des Faschismus in Deutschland und Österreich wurde die Situation für die Schwestern Tenger aufgrund ihrer jüdischen Herkunft jedoch gefährlich. So kehrte Wachsmuths Großtante Dita von einer Reise nach Shanghai Mitte der 1930er Jahre nicht nach Wien zurück, ihre Schwester Gertie versuchte, der Verfolgung durch das Regime zu entgehen. Sie versucht sie zu ihrer Schwester nach Shanghai zu reisen. Ihr wird jedoch die Reise in ein Zufluchtsland verweigert. Ihre Eltern wurden in den Konzentrationslagern Sobibor und Theresienstadt ermordet. Sie überlebte mit ihrem Sohn die Nazizeit in Wien.

Zu einer Zeit, als in Wien noch Post aus China empfangen werden konnte, erhielt Gertie Tenger-Wachsmuth ein Paket von ihrer Schwester Dita, die auf der Flucht vor dem Nationalsozialismus nach Shanghai gezogen war. Das Paket enthielt drei Seidenroben aus der späten Qing-Dynastie, die das chinesische Reich von 1644 bis 1911 regierte.

Die Videoinstallation „Qing“ ist eine choreografierte Reise durch Zeit und Raum. Der Film treibt Gertie Tenger auf die Reise, die sie nie machen konnte, von Wien nach Shanghai, von West nach Ost. „Qing“ spielt mit dem Material und den suggestiven Qualitäten der Objekte, der Feinheit des Stoffes und der Zerbrechlichkeit des Porzellans. Loulou Omers Choreografie und Tanz beleben die Objekte, die mal Schutz bieten, mal die verstörende Begegnung mit dem Unbekannten darstellen. Obwohl die Objekte mit der Familiengeschichte des Künstlers verwoben sind, transzendieren sie ihre Bedeutung in der Gegenwart und erzählen so eine Geschichte der Entwurzelung und der Erfahrung des Fremdseins.


 

Full-HD-Video I 2-Kanal-Videoprojektion | 22:30 min. | 2016

Konzept, Idee und Produktion: Simon Wachsmuth in Zusammenarbeit mit Loulou Omer für Choreographie und Tanz Kamera/Video: Simon Wachsmuth | Bearbeitung: Simon Wachsmuth

 
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